Die Latènekultur, nach dem Fundort am Neuenburger See in der Schweiz benannt, bildet den zweiten Abschnitt der Eisenzeit. Die Bevölkerung dieser Zeit wird gemeinhin als Keltisch bezeichnet, darunter ist eine Vielzahl an verschiedenen Stämmen zu verstehen, welche sich einen geografischen Raum teilten. Die Benennung als Kelten ist auf die Römer und Griechen zurückzuführen, wobei die Griechen die Bezeichnung keltoi und die Römer galli verwendeten.
Dieser Zeitraum steht mit schwerwiegenden Umwälzungen in Verbindung. Durch den vermehrten Kontakt zum mediterranen Raum, welcher unter anderem aus Handelbeziehungen besteht, kommt es zu starken Veränderungen in der Lebensweise und der Gedankenwelt die sich unter anderem im Kunststil äußern.
Durch die Veränderung des Kunststils wandelt sich nun auch die Keramik, es kommt bei der Verzierung einerseits zu stilisierten Menschen und Tierdarstellungen, andererseits zu aufwändigen Zirkelornamenten. Der kulturelle Austausch bringt neue Techniken wie etwa die Drehscheibe, diese verändern auch die Keramikformen. Die Im Laufe der frühen Latènekultur verliert die Nord-Südverbindung immer mehr an Bedeutung, dies belegen die wenigen Importstücke dieser Zeit.
Die meisten befestigen Höhensiedlungen wie auch die ländlichen Niederlassungen werden aufgeben, darum entstehen an anderen Stellen neue Siedlungen. Im Früh- und Mittellaténe werden Talssiedlungen angelegt. Diese gehöftartigen Siedlungen liegen oft an Flussläufen nahe den Hauptverkehrswegen.
Durch die Verbesserung der Landwirtschaft, beispielsweise die Einführung von eisenbeschlagenen Pflügen sowie Sicheln und Sensen aus Eisen, können größere Flächen bewirtschaftet werden. Diese Neuerungen steigern auch den Ertrag. Im Laufe der Latènekultur stieg die Durchschnittstemperatur, nach dem Klimasturz der frühen Eisenzeit, wieder an. Archäologische Funde belegen, dass in der Latènekultur nicht nur Getreide, sondern auch Obst und Wein angebaut wurde. Diese Veränderungen ebnen den Weg für einen raschen Bevölkerungszuwachs.
Ab dem 2. Jhdt. v. Chr. spricht man in Fachkreisen von der Spätlatènezeit. Dieser Zeitabschnitt ist abermals von großen Veränderungen geprägt. Es entstehen zentrale, befestigte Burgen, welche einerseits Mittelpunkt für politisches und kulturelles Leben, vor allem aber für wirtschaftliche Zwecke sind. Diese Zentralorte, welche bereits eine für die Verteidigung günstige Lage aufweisen, werden zusätzlich gesichert und ausgebaut. Es werden Wälle aufgeschüttet und Palisaden errichtet, durch diese oft raffiniert geplanten Anlagen werden gut verteidigbare Eingangssituationen erzwungen. Die Höhensiedlungen werden meist auf, bereits in der Urnenfelderzeit angelegten Siedlungsflächen gebaut, jedoch in größerem Ausmaß. Im pannonischen Raum sind Velem und Sopron als Beispiele zu nennen.
Eine der wichtigsten Veränderungen aus kultureller Sicht ist die Einführung des Münzwesens. Münzen werden im mitteleuropäischen Raum von nun an als Zahlungsmittel verwendet. Zu Beginn der keltischen Münzprägung werden römische beziehungsweise griechische Münzen imitiert, später auch eigene Motive geprägt. Schriftzeichen und Namen auf den keltischen Münzen, sowie einfache Ritzungen auf Keramik, legen erstmals Zeugnis einer eigenen Schrift beziehungsweise Sprache der kontinentalkeltischen Bevölkerung ab.
In der Spätlatènezeit entsteht im mittleren beziehungsweise dem südlichen Burgenland eine ausgeprägte Eisenindustrie. In den Bezirken Oberpullendorf und Oberwart können ca. 20.000 eisenzeitliche Bergbauschächte, zur Entnahme von Eisenerze lokalisiert werden. Die 250 Hochöfen in Pinkafeld sind ein Indiz dafür, dass das Erz vor Ort verhüttet wurde. Die enormen Mengen an produziertem Eisen werden vermutlich hauptsächlich nach Süden verhandelt. Im Zuge dieser wiederbelebten Handelsbeziehungen gewinnt die Bernsteinstraße erneut an Bedeutung. Diese burgenländischen Rohstoffressourcen wecken im römischen Reich großes Interesse und bieten sicherlich einen zusätzlichen Anreiz für die römische Okkupation und den Bau einer befestigten Straße.