Im letzten Abschnitt der Bronzezeit entsteht in Mitteleuropa ein ausgedehnter Kulturkomplex, der aufgrund der vorherrschenden Bestattungssitten Urnenfelderkultur genannt wird. Die Grundlage für die Herausbildung der Urnenfelderkultur ist in der Mittelbronzezeit zu suchen. Am Höhepunkt der Ausbreitung werden große Teile Mittel-, Ost, und Westeuropas sowie Italiens von der Urnenfelderkultur erfasst. Wenngleich Mitteleuropa weiterhin schriftlos bleibt, können in dieser Zeit erstmals schriftliche Zeugnisse zur Beleuchtung historischer Ereignisse herangezogen werden, und zwar in Form ägyptischer, mykenischer sowie altorientalischer Texte. So erfahren wir aus ägyptischen Quellen von Kämpfen Ramses´III gegen sogenannte Seevölker. Die genaue Herkunft dieser Seevölker ist weiterhin umstritten, allerdings dürften die in der Bibel erwähnten Philister diesen Gruppen zuzuordnen sein. In die gleiche Zeit fällt auch der Niedergang des Hethiterreiches in Kleinasien sowie der Untergang der mykenischen Palastkultur in Griechenland, der meist in Zusammenhang mit der Einwanderung der Dorer gebracht wird. Auch die homerische Schilderung des trojanischen Krieges könnte einen Widerhall kriegerischer Ereignisse in Verbindung mit der Seevölkerbewegung darstellen. Der Hintergrund all dieser Einzelereignisse ist wohl in einer größeren Verschiebung der Bevölkerungen Europas und Vorderasiens zu suchen. Inwieweit diese Völkerwanderungen auch Mitteleuropa betroffen haben oder ob gar in unserem Raum stattfindende Ereignisse die Auslöser für die, den ostmediterranen Raum betreffenden, Begebenheiten sind, lässt sich nach aktuellem Forschungsstand nicht feststellen. Allerdings stützen auch archäologische Funde, so zum Beispiel die in Brandschichten in griechischen Palästen angetroffenen Waffenformen mitteleuropäischer Herkunft, die Vermutung, dass Elemente der Urnenfelderkultur an den Umbrüchen des 13./12. Jahrhunderts v. Chr. beteiligt waren. Gegen Ende der Spätbronzezeit gehen Randgebiete der Urnenfelderkultur eigene Wege, so zum Beispiel die aus der antiken Literatur später als Etrusker bekannten Völker in Norditalien.
Eine weitere Stütze für die Vermutung, dass in der späten Bronzezeit kriegerische Ereignisse das Leben der Menschen beherrscht haben, ist der für das Gebiet der Bernsteinstraße feststellbare, massive Ausbau der, bereits seit der Mittelbronzezeit bestehenden, Befestigungen auf Höhenlagen. Solche Anlagen sind aus Purbach, Donnerskirchen, Eisenstadt, Ödenburg und Burg bekannt, und dienten sowohl der Verteidigung als auch der Repräsentation. Auffällig ist hierbei die Verteilung entlang der von Norden nach Süden verlaufenden Verkehrsroute. Die seit der Kupferzeit laufenden Prozesse der sozialen Schichtung erreichen einen vorläufigen Höhepunkt, es ist nun von der Herrschaft einer ausgeprägten kriegerischen Oberschicht auszugehen. Neben den befestigten Höhensiedlungen sind weiterhin bäuerliche Ansiedlungen im Flachland bekannt.
In der Urnenfelderzeit war die Brandbestattung die beinahe ausschließlich vorherrschende Bestattungsform. Der Leichenbrand wurde in Keramikurnen beigesetzt und oftmals mit Steinumstellungen umgeben. An Grabbeigaben sind Speise und Trank in Keramikgefäßen sowie Schmuck und Werkzeuge zu nennen.
Eine regionale Besonderheit innerhalb der Urnenfelderkultur stellt die von Westungarn bis ins Wiener Becken verbreitete Čaka-Kultur dar. Ihre Verbreitung ist wohl wiederum mit der Kreuzung von Bernsteinstraße und Donau in Zusammenhang zu bringen. Obwohl die Grundzüge der urnenfelderzeitlichen Keramikformen übernommen werden, zeichnen sich die Gefäße durch die mit Vorliebe eingesetzte Verzierung mit charakteristischen, ausgezipfelten Rändern aus. Außerdem wird die seit der Mittelbronzezeit übliche Bestattungssitte der Hügelgräber beibehalten, was dem in der übrigen Urnenfelderkultur gängigen Grabritus widerspricht. Erst im Laufe der Spätbronzezeit verliert die Čaka-Kultur zunehmend ihre Eigenständigkeit und passt sich schließlich vollständig den Gegebenheiten des Ostkreises der Urnenfelderkultur an.